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25.11.2024 | Zuletzt aktualisert am 28.11.2024

7 min

6 Treasury Management Trends für 2025

In Kürze:
Von Liquidität, Standardisierung, Echtzeit-Treasury und KI, bis hin zu Betrugsprävention und digitalem Zentralbankgeld: In diesem Artikel diskutieren wir wichtige Treasury Trends für das Jahr 2025.
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Die Rolle vom Corporate Treasury hat sich in den vergangenen Jahren stark verändert. Einst transaktionale Verwalter von Cash und Liquidität, sind Treasurerinnen und Treasurer zu strategischen Partnern des CFOs geworden und spielen nun eine entscheidende Rolle in der Unternehmensführung. Pandemie, Kriege und die Zinswende haben gezeigt, dass Liquidität nicht selbstverständlich ist, und Risikomanagement ist zu einer zentralen Treasury-Aufgabe geworden. In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit und geopolitischer Spannungen ist es für Treasury-Expertinnen und Experten wichtiger denn je, vorausschauend zu planen. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen sie wichtige Trends identifizieren und frühzeitig darauf reagieren.

Treasury Surveys wie das EACT Treasury Survey 2024 oder das Deloitte Global Treasury Survey 2024 geben einen ganz konkreten Einblick in die gemeinsamen Herausforderungen und Entwicklungen von Treasury-Teams über verschiedene Unternehmen und Länder hinweg. Auf Basis dieses Status quo und aktuellen Diskussionen im Treasury haben wir in diesem Artikel die sechs wichtigsten Trends für das Jahr 2025 zusammengefasst.

1. Liquidität und Forecasting: Treasury-Kernaufgaben rücken wieder in den Fokus

Mit den anhaltenden Konjunktursorgen und geopolitischen Spannungen haben Kernaufgaben des Treasury wie Liquiditätsmanagement und Cashflow-Forecasting wieder mehr Priorität erhalten. In vielen Unternehmen sind die operativen Cashflows unregelmäßiger und schwerer vorherzusagen geworden und gleichzeitig wurden sowohl Banken als auch der Kapitalmarkt in Bezug auf Finanzierungen vorsichtiger. Liquidität ist keine Selbstverständlichkeit mehr: dies haben angesichts des hohen Insolvenzgeschehens auch 2024 wieder viele Unternehmen auf die harte Tour gelernt.

Um trotz dieser schwierigen Ausgangssituation stets liquide Mittel zur Verfügung zu haben, um auf unvorhersehbare Marktveränderungen reagieren zu können, ist eine robuste Liquiditätsplanung essenziell. Es überrascht daher nicht, dass die Optimierung des Liquiditätsmanagements und die Verbesserung der Cashflow-Prognosefähigkeiten zu den beiden wichtigsten Prioritäten von Treasurerinnen und Treasurern für das kommende Jahr gehören. Dabei sehen Treasurer die Schwierigkeiten bei der Konsolidierung der benötigten Daten aus verschiedenen Quellen als die größte Herausforderung. Eine verstreute Datenbasis führt nicht nur zu viel manueller Arbeit bei der Datenkonsolidierung, sondern geht auch mit einem fehlenden Überblick über Cashflows und falschen Prognosen einher.

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2. Standardisierung: Fragmentierte Systeme und Prozesse müssen aufgeräumt werden

Fragmentierte Systemlandschaften stellen allgemein in vielen Unternehmen eine Herausforderung dar und deren Verschlankung wird zunehmend wichtiger. Je mehr verschiedene Lösungen bei einem Unternehmen im Einsatz sind, desto schwieriger gestaltet sich die Datenkonsolidation und die Interaktion zwischen verschiedenen Systemen. Wenn Daten in verschiedensten Formaten vorliegen und somit zwischen Systemen nicht ausgetauscht werden können, ist es schwierig, Prozesse zu automatisieren und die mangelnde Fluidität und Konsistenz wirken sich nachteilig auf die Qualität zukünftiger Cashflow-Prognosen aus. Doch nicht nur das, das System-Mosaik ist aufgrund manueller Dateneingabe und Zwischenspeicherungen auch anfälliger für Fehler und Betrug. Gerade im Zahlungsverkehr sorgt die Zentralisierung aller Zahlungen in einer Payment Factory nicht nur für mehr Transparenz bei der Zahlungsabwicklung, sondern ermöglicht auch das Etablieren zentraler Freigabeprozesse sowie weiterer Maßnahmen zur Betrugsprävention.

Um weiterhin wettbewerbsfähig zu bleiben, steht für viele Unternehmen für das kommende Jahr deshalb ein Frühlingsputz zur Vereinheitlichung von Systemen und Prozessen auf dem Programm. In diesem Zusammenhang ist auch die Standardisierung des Zahlungsverkehrs durch die ISO-Umstellung zu erwähnen, die im November 2025 ihre Migrationsfrist erreichen wird. Das heißt, dass bis zu dieser Frist jegliche Finanzinstitute auf das neue Format umgestiegen sein müssen und die alten MT-Nachrichten nicht mehr unterstützt werden. Obwohl Banken ihre Kunden noch nicht dazu verpflichten, die ISO-20022-Formatierung zu übernehmen, und Banken sowie Zahlungslösungsanbieter die Konvertierung von Altformaten als Dienstleistung weiterhin übernehmen werden, könnte bald der Zeitpunkt kommen, an dem das ISO-20022-Mandat auch auf häufig verwendete Unternehmensformate ausgeweitet und eine Umstellung notwendig wird. Dabei sollte die Umstellung jedoch nicht nur als regulatorische Notwendigkeit gesehen werden. Durch eine frühzeitige Migration sichern sich Unternehmen durch zukunftssichere, global kompatible Systeme einen Wettbewerbsvorteil und profitieren von einer effizienteren Abwicklung grenzüberschreitender Transaktionen sowie von den Vorteilen einheitlich klassifizierter Datenformate bei der Automatisierung täglicher Prozesse.

3. Treasury in Echtzeit: APIs gewinnen noch mehr an Bedeutung

Ein Thema, das immer wieder aufkommt und das auch im kommenden Jahr für Finanzverantwortliche eine zentrale Rolle spielen wird, ist das Realtime-Treasury. In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit wird der Zugriff auf Informationen in Echtzeit immer wichtiger und API-Verbindungen gewinnen zunehmend an Bedeutung. APIs sind Schnittstellen, die einen sicheren, automatischen Datenaustausch zwischen Systemen in Echtzeit ermöglichen. Sie finden vor allem für den Austausch von Zahlungsdaten zwischen Bankportalen und Treasury Management Systemen Verwendung, sorgen dort oft aber noch für Herausforderungen, da nicht alle Bank-APIs dieselben Protokolle verwenden und nur wenig standardisiert sind.

Neben dem Austausch zwischen Banken und TMS werden APIs auch für den Datenfluss zwischen internen Systemen wie beispielsweise dem ERP, der Buchhaltungssoftware und dem TMS eingesetzt, um eine nahtlose Integration in Echtzeit zu ermöglichen. Der Zugang zu relevanten Informationen in Echtzeit – wie etwa zu Cashflows und Liquidität – ist in einem unstabilen Marktumfeld ein Gamechanger. Der Überblick über Echtzeitdaten stärkt die strategische Funktion von Treasury-Teams, indem er zeitnahe, fundierte Entscheidungen auf Basis aktueller Daten ermöglicht. In der Liquiditätsplanung verhilft die Echtzeit-Transparenz auf Cashflows zu genaueren Planungen und zur frühzeitigen Erkennung von Liquiditätsrisiken. Nicht zuletzt in der Betrugsprävention können Echtzeitdaten zur schnelleren Erkennung und Verhinderung betrügerischer Aktivitäten führen. Es ist deshalb zu erwarten, dass diese fortschrittlichen Schnittstellen 2025 noch mehr an Bedeutung gewinnen werden.

Denn nicht nur im Reporting und im Liquiditätsmanagement gewinnt der Echtzeit-Trend an Bedeutung. APIs ermöglichen auch, Zahlungen in Echtzeit zu senden und zu verbuchen. Bisher war der Einsatz von Instant Payments zwar noch limitiert und teurer als die herkömmliche Zahlungsmethoden, weshalb zurzeit nur wenige Unternehmen diese für sich nutzen. Die Verbreitung von Instant Payments dürfte sich im Jahr 2025 jedoch verstärken. Ab Januar 2025 werden in der Eurozone nämlich sämtliche Finanzdienstleister verpflichtet werden, das Empfangen und ab Oktober 2025 auch das Versenden von Instant Payments zu unterstützen, und zwar zu denselben Gebühren wie herkömmliche SEPA-Überweisungen.

 

4. Künstliche Intelligenz: Bleibt KI auch 2025 noch ein Buzzword?

Ein Bericht zu den Treasury Trends in 2025 kann nicht ohne die Erwähnung von KI auskommen. Das Thema künstliche Intelligenz ist auch im Treasury omnipräsent mit Anwendungsfällen vor allem im Cashflow-Forecasting, Cash-Positioning und FX-Management. Besonders in der Liquiditätsplanung, wo viele Unternehmen Verbesserungsbestreben haben, können Algorithmen effizient bei der Berechnung genauerer Prognosen unterstützen und zu einer höheren Planungsfrequenz verhelfen. Nur ein Bruchteil von Unternehmen – und darunter nur Großkonzerne – profitiert allerdings bereits von den Vorteilen ausgereifter KI-Fähigkeiten. Viele Unternehmen befinden sich derzeit in der Phase der Identifizierung von Anwendungsfällen oder der Definition von Lösungen und ein noch größerer Teil hat sich noch gar nicht mit dem Thema befasst. Obwohl immer mehr TMS-Anbieter KI-gestützte Lösungen anbieten, mangelt es bei vielen Unternehmen noch an zuverlässigen Datenquellen und Infrastrukturen, um diese Angebote nutzen zu können. So braucht es etwa für eine KI-basierte Liquiditätsplanung eine Datenbasis aus klassifizierten Cashflow-Daten, die mindestens drei Jahre zurückreichen. Um von den Vorteilen dieser Technologie profitieren zu können, müssen deshalb viele Unternehmen zuerst ihre fragmentierte Systemlandschaft sowie die Standardisierung ihrer Treasury-Prozesse angehen, um die benötigte Datenbasis für ein KI-Projekt zu schaffen.

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5. Fraud Prevention: Steigender Zahlungsbetrug fordert ausgereiftere Maßnahmen

Während künstliche Intelligenz im Treasury für mehr Effizienz, Genauigkeit und Sicherheit sorgen kann, profitieren auch Kriminelle von der Technologie. Betrugsstrategien werden immer komplexer und Betrüger nutzen KI, etwa um Sicherheitslücken in Systemen zu identifizieren, synthetische Identitäten zu erstellen oder um ihre Social-Engineering-Angriffe durch trügerisch echte Phishing-E-Mails und Deepfake-CEO-Calls auszufeilen. Obwohl sich die Schlagzeilen zu Betrugsfällen und Cyberangriffen häufen, kommen präventive Sicherheitsmaßnahmen bei vielen Unternehmen dennoch zu kurz. Neben der kontinuierlichen Schulung der Mitarbeitenden sollten Unternehmen im kommenden Jahr deshalb auch ihre Zahlungsprozesse auf Einfallstore überprüfen. Standardisierte Freigabeprozesse, Vier-Augen-Prinzip und automatisierte, regelbasierte Zahlungsprozesskontrollen bieten eine zusätzliche Sicherheitsebene, wenn es trotz geschultem Personal zu einem Angriff kommen sollte. Insbesondere dann, wenn Zahlungen in Echtzeit – das heißt innerhalb von zehn Sekunden nach dem Zahlungsauftrag – verarbeitet werden, sind zusätzliche Sicherheitskontrollen noch vor der Verarbeitung unerlässlich.

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6. CBDCs: Weitere Fortschritte zu digitalem Zentralbankgeld sind zu erwarten

Ein weiteres Thema, das zurzeit oft diskutiert wird, ist die Entwicklung von CBDCs (Central Bank Digital Currencies). Während das Interesse an Kryptowährungen im Allgemeinen unter Treasurern eher abgenommen hat, wird gespannt auf die Entwicklung digitaler Währungen durch Zentralbanken geblickt. Anders als Kryptowährungen, die dezentralisiert verifiziert werden und nicht von einer Institution reguliert sind, sind CBDCs zentralisiert und gesetzlich anerkannt. Zentralbanken weltweit arbeiten an der Ausarbeitung digitaler Währungen und so auch die Europäische Zentralbank. Obwohl der digitale Euro zunächst primär auf Privatpersonen ausgerichtet ist, gibt es potenzielle Auswirkungen auf Unternehmenszahlungen. Angenommen beide Parteien einer Zahlung verwenden CBDCs durch direkt verwaltete Konten bei der jeweiligen Zentralbank, dann bedeutet dies, die Zahlung könnte in Echtzeit, in derselben digitalen Währung und ohne Vermittlungsinstanz übermittelt werden. Dadurch würden sich die Transaktionsdauer sowie -kosten reduzieren, da Banken als Vermittler sowie die Umrechnung in Fremdwährungen wegfallen. Inwiefern Unternehmen CBDCs für sich nutzen können, ist allerdings noch nicht ganz klar, da es vorerst womöglich eine Obergrenze für Zahlungsbeträge geben wird. Bezüglich des digitalen Euros befindet sich die Europäische Zentralbank seit November 2023 in einer zweijährigen Vorbereitungsphase, in der das Regelwerk zum digitalen Euro, die Möglichkeiten einer Offlinefunktion sowie technische Aspekte und Anbieter für die Bereitstellung der Infrastruktur ausgearbeitet werden. Mit dem Abschluss dieser zweiten Projektphase und des Gesetzgebungsverfahrens bis Ende 2025, wird der EZB-Rat eine Entscheidung zum weiteren Fortschreiten des Projektes treffen.

Fazit: Zeit für einen Frühlingsputz

An Innovation und Fortschritt im Treasury fehlt es nicht. APIs, Instant Payments, digitale Währungen und künstliche Intelligenz sind auf dem Vormarsch, um mehr Effizienz, Transparenz und Automatisierung in Treasury-Prozesse zu bringen. Im Treasury-Alltag scheint es für viele Unternehmen allerdings noch eine Lücke zwischen dem aktuellen Status Quo und diesen Innovationsmöglichkeiten zu geben. Veraltete und verstreute manuelle Vorgänge verhindern den flüssigen Datenaustausch zwischen Systeme und Geschäftseinheiten und damit die Grundlage für weiteren Fortschritt. Um diese Lücke zu schließen, müssen Treasury-Teams die Standardisierung ihrer aktuellen Arbeitsweisen angehen und einheitliche Prozesse, Systeme und Strukturen schaffen. Konkret heißt das, sie müssen aufräumen: ihre Systemlandschaft verschlanken, den Zahlungsverkehr zentralisieren, Stammdaten aktualisieren und Bankverbindungen reduzieren. Dadurch schaffen sie eine einheitliche Datenbasis über Abteilungen und Gesellschaften hinweg und somit eine solide Grundlage für die Zukunft.