Haben wir genug Cash, um unsere Rechnungen zu bezahlen? Können wir es uns leisten, neue Anleihen zu machen? Was passiert, wenn unser Umsatz sinkt oder die Ausgaben in die Höhe schnellen?
Dies sind wichtige Fragen, die sich Unternehmen im Rahmen einer Liquiditätsplanung stellen sollten. Unerwartete Geschäftsrisiken können den Betrieb leicht stören und im schlimmsten Fall zur Insolvenz führen. Um auf potenzielle Geschäftsrisiken flexibel reagieren und schnelle Entscheidungen treffen zu können, müssen Unternehmen deshalb stets vorbereitet sein. Gerade angesichts der aktuell turbulenten Marktlage und des sehr hohen Insolvenzgeschehens, ist ein klarer Überblick über die Liquidität eines Unternehmens unerlässlich. Doch bei der Liquiditätsplanung geht es nicht nur ums Überleben, sondern auch darum, strategische Entscheidungen treffen zu können. Ein schlechtes Liquiditätsmanagement kann Unternehmen etwa auch daran hindern, neue Geschäftsmöglichkeiten zu nutzen und somit ihren Wettbewerbsvorteil zu verlieren.
In diesem Blog-Artikel erfahren Sie alles über die Liqiuditätsplanung: Definition, Relevanz, Ziele, Funktionsweise, Methoden, sowie Herausforderungen und Vorteile.
Was ist Liquiditätsplanung?
Bei der Liquiditätsplanung handelt es sich um einen Prozess, bei dem zukünftige Ein- und Auszahlungen miteinander verglichen werden, um die finanzielle Lage eines Unternehmens während eines bestimmten Zeitraumes einzuschätzen. Je genauer die Durchführung der Liquiditätsplanung, desto besser können die künftige finanzielle Lage des Unternehmens vorhergesagt und strategische Entscheidungen getroffen werden. Die Ermittlung potenzieller Liquiditätsüberschüsse und -engpässe ermöglicht es so etwa, die überschüssigen Mittel anzulegen, oder die Aufnahme zusätzlicher Kredite zu planen.
Für die Liquiditätsplanung zuständig sind in erster Linie sowohl die Finanz- als auch die Treasury-Abteilung. Dabei werden alle erforderlichen Daten von Finanz- und anderen Systemen gesammelt und kombiniert, um Analysen über künftige Cash Positionen zu bestimmten Zeitpunkten durchzuführen.
Vorteile einer Liquiditätsplanung
Die Liquiditätsplanung hilft Unternehmen, die Liquiditätslage zu verschiedenen Zeitpunkten in der Zukunft zu verstehen. So können fundierte Entscheidungen getroffen werden, beispielsweise um Risiken zu mindern, wenn die finanzielle Lage negativ ausfällt, oder um Wachstumschancen zu nutzen, wenn der Cashflow positiv ist. Die wichtigsten Vorteile einer Liquiditätsplanung sind:
- Verbessertes Liquiditäts- und Cash Management: Eine genaue Prognose hilft dabei, das richtige Gleichgewicht der Barmittel zu halten, indem eine übermäßige Anhäufung ungenutzter Barmittel und Barmittelknappheit verhindert werden.
- Genauere Nachverfolgung und Verwaltung von Ausgaben: Die genaue Beobachtung von Ausgaben – ob Betriebsausgaben, Schuldentilgung oder Kapitalausgaben – ist für die Aufrechterhaltung der finanziellen Disziplin von entscheidender Bedeutung. Genaue Cashflow-Prognosen stellen sicher, dass die Ausgaben mit den verfügbaren Ressourcen übereinstimmen.
- Optimierte Kapitalallokation: Prognosen helfen bei der Priorisierung von Ausgaben und stellen sicher, dass die Ressourcen in Bereiche mit hoher Wirkung wie Wachstumsinitiativen, betriebliche Anforderungen oder Schuldentilgung fließen.
- Strategische Planung: Genaue Liquiditätsprognosen liefern Erkenntnisse für fundierte Entscheidungen und die notwendigen Ressourcen zur Unterstützung von Wachstum und täglichen Aktivitäten.
- Kosteneinsparungen: Rechtzeitige Prognosen verringern die Abhängigkeit von kostspieligen kurzfristigen Finanzierungen und helfen bei der Optimierung der Kreditstrategie.
- Risikominderung: Sobald die Liquiditätsplanung auf Liquiditätsengpässen hindeutet, können rasch Maßnahmen ergriffen werden, um das finanzielle Risiko zu mindern. Auf diese Weise können Unternehmen proaktiv statt reaktiv handeln.
Liquiditätsperioden
Bevor Sie mit der Planung Ihrer Liquidität beginnen, müssen Sie sich Gedanken machen über welchen Zeitraum Sie Ihre Liquidität prognostizieren wollen. Abhängig davon, welche Ziele Sie mit der Planung erreichen wollen, wird unter folgenden drei Zeithorizonten unterschieden:
Kurzfristige Liquiditätsplanung
- Intraday- und Tagesprognosen werden verwendet, um die unmittelbaren Cash-Positionen zu überwachen und die Liquidität für den täglichen Betriebsbedarf sicherzustellen. Diese Prognosen sind für die tägliche Steuerung des Cashflows von entscheidender Bedeutung und stellen sicher, dass das Unternehmen dringende Ausgaben wie Gehaltszahlungen, Lieferantenzahlungen und unvorhergesehene Kosten decken kann.
- Wöchentliche und monatliche Prognosen: Sie bieten einen umfassenderen Überblick und helfen Unternehmen bei der Planung ihres kurzfristigen Liquiditätsbedarfs und ihrer betrieblichen Anforderungen. Diese Prognosen ermöglichen es Organisationen, die Zu- und Abflüsse von Barmitteln in den kommenden Wochen oder Monaten zu antizipieren und sicherzustellen, dass genügend Barmittel für regelmäßige Ausgaben zur Verfügung stehen, ohne dass Engpässe riskiert werden.
Mittel- bis langfristige Liquiditätsplanung
- Mittel- bis langfristige Prognosen konzentrieren sich auf die Abstimmung von Cashflow-Prognosen mit umfassenderen strategischen Plänen, Budgetierungszyklen und Investitionsentscheidungen. Diese Prognosen sind für die Steuerung längerfristiger Ziele wie Wachstumsinitiativen, Kapitalausgaben und Schuldenmanagement unerlässlich. Mittel- bis langfristige Prognosen helfen Unternehmen, sich auf potenzielle Marktveränderungen und langfristige Risiken vorzubereiten. Sie ermöglichen eine proaktive Planung und ein proaktives Risikomanagement.
Methoden der Liquiditätsplanung
Bei der Liquiditätsplanung gibt es zwei Hauptmethoden: direkte und indirekte. Es gibt keine richtige oder falsche Methode in der Liquiditätsplanung, alles hängt von den Zielen des Unternehmens ab.
Direkte Liquiditätsplanung
Die direkte Liquiditätsplanung vergleicht im Einfachen die Ein- und Auszahlungen. Im Wesentlichen ergibt die Summe aller Mittelzuflüsse und der Abzug der Mittelabflüsse Ihre Liquiditätsposition über einen bestimmten Zeitraum. Direkte Prognosen sind in der Regel sehr genau, da der Zeithorizont kurzfristig ist und die Berechnungen auf tatsächlichen Cashflows beruhen. Langfristig gesehen wird es jedoch immer schwieriger, diese Daten vorherzusagen. Das Ergebnis der direkten Prognosen liefert eine Übersicht über das Betriebskapital des Unternehmens.
Indirekte Liquiditätsplanung
Die indirekte Liquiditätsplanung ist langfristig angelegt und basiert auf prognostizierte Gewinn- und Verlustrechnungen und Bilanzen. Indirekte Prognosen geben einen Einblick in die verfügbaren Barmittel, die für Wachstumsstrategien und externe Finanzierungen verwendten werden können, da diese langfristig ausgerichtet sind.
Hybride Planungsmodelle
Hybride Prognosemodelle kombinieren die Granularität direkter Methoden mit der umfassenderen Perspektive indirekter Ansätze. Sie bieten mehr Flexibilität, erfordern jedoch ein tiefgreifendes Verständnis beider Techniken.
Warum ist Liquiditätsplanung wichtig?
Eine Liquiditätsplanung stellt ein genaues Bild der Liquidität eines Unternehmens dar und ermöglicht somit eine fundierte strategische Entscheidungsfindung. Gerade in unsicheren Marktlagen gehört Cashflow-Forecasting zu den Top-Prioritäten vieler Treasurerinnen und Treasurer.
Zeigt die Liquiditätsplanung eine zukünftige Verschlechterung Ihrer finanziellen Lage oder gar einen Liquiditätsengpass an, so sollten Sie etwa keine kurzfristigen größeren Investitionen planen und gewisse Maßnahmen, wie beispielsweise Einsparung von Kosten, Beantragung einer zusätzlichen Finanzierung oder Maßnahmen zur Steigerung des Umsatzes durchführen.
Im Gegensatz dazu, zeigt eine stärkere prognostizierte Cash-Position, dass zukünftig ausreichend Barmittel vorhanden sind und somit neue Investitionen getätigt werden können. Auf diese Weise können überschüssige Mittel optimal ausgenutzt werden.
Ziele der Liquiditätsplanung
Die Ziele einer Liquiditätsplanung können von Unternehmen zu Unternehmen leicht variieren. Dennoch gibt es auch einige gemeinsame, branchenunabhängige Ziele:
1. Liquidität sicherstellen
Eines der Hauptziele der Cashflow-Prognose ist es, Mittelzuflüsse und -abflüsse auszugleichen, um sicherzustellen, dass stets genügend Barmittel zur Deckung der Verbindlichkeiten vorhanden sind. Die Prognose des Cashflows spielt eine wichtige Rolle bei der Sicherstellung einer ausreichenden Liquidität für die Bezahlung von Lieferanten, Mitarbeitenden und anderen Betriebsausgaben.
2. Strategische Entscheidungen treffen
Die Liquiditätsprognose ist ein wichtiges Instrument bei der Kapitalallokation, Finanzierungsentscheidungen und Expansionen. Sie gibt Aufschluss über die Verfügbarkeit und die Quellen von Mitteln für Investitionen, hilft bei der Planung für zukünftiges Wachstum und unterstützt Entscheidungen im Zusammenhang mit der Strategieentwicklung, Investitionsausgaben und Finanzierungsoptionen.
3. Liquiditätsrisiko mindern
Cashflow Forecasts spielen eine wichtige Rolle bei der Vorhersage von Liquiditätsengpässen, Volatilität und anderen finanziellen Risiken. Durch die Vorhersage zukünftiger Cashflows können Unternehmen proaktiv handeln, um Risiken zu minimieren und operative Strategien anzupassen.Die Annahme verschiedener Szenarien, wie Best-Case und Worst-Case-Szenarien, ermöglicht es dem Unternehmen, auf verschiedenste Situationen vorbereitet zu sein.
4. Betriebskapital optimieren
Eine effiziente Verwaltung von Verbindlichkeiten, Forderungen und Lagerbeständen ist ohne Liquiditätsprognosen nicht möglich. Die Planung ermöglicht es, Zahlungsfristen und Investitionen besser miteinander abzustimmen, wodurch Finanzierungskosten gesenkt und die finanzielle Stabilität gestärkt wird.
5. Vetrauen bei Shareholdern gewinnen
Liquiditätsplanung spielt eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, zusätzliche Finanzierungsmittel zu beschaffen. Neue Investoren oder Gläubiger werden die Liquidität des Unternehmens genau unter die Lupe nehmen und setzen eine Prognose der zukünftigen Liquidität voraus. Durch eine transparente Cashflow-Prognose können Unternehmen das Vertrauen von Investoren, Gläubiger und Finanzinstituten gewinnen.
Was beinhaltet eine Liquiditätsplanung?
Bei der Erstellung einer Liquiditätsplanung sollten folgende Punkte berücksichtigt werden:
Eröffnungssalden: Geben Sie Ihren Eröffnungssaldo an, der Ihre aktuelle Liquiditätslage widerspiegelt. Sie können dann analysieren, wie sich Ihre Prognosen auf Ihre aktuelle Cash-Position auswirken wird.
Cash inflows: Addieren Sie alle Cash-Inflows, einschließlich Verkäufe, Steuererstattungen, Finanzierungen, Zuschüsse, Investitionen und sonstige Zuflüsse, um Ihre Gesamt-Einzahlungen zu berechnen.
Cash outflows: Zählen Sie alle Cash-Outflows für den voraussichtlichen Zeitraum, einschließlich Gehälter, Mieten, Rohstoffe, Vermögenswerte, Marketing, Steuern, Kredite, Darlehen, Gebühren, Investitionen und sonstige Auszahlungen zusammen, um Ihre Gesamt-Auszahlungen zu erhalten.
Wie erstellt man eine Liquiditätsplanung?
Eine akkurate Liquiditätsplanung erfordert mehr als nur eine Vorlage. Sie benötigen einen strukturierten Ansatz und kontinuierliche Verfeinerung. So machen Sie es richtig:
1. Sammeln Sie historische Daten
- Machen Sie sich zunächst ein klares Bild von den bisherigen Mittelzuflüssen (Forderungen, Zinserträge) und -abflüssen (Verbindlichkeiten, Gehälter, Investitionsausgaben).
- Berücksichtigen Sie die Eröffnungs- und Endsalden, um sicherzustellen, dass Ihre Prognose mit genauen Zahlen beginnt und endet.
2. Kategorisieren Sie die Cashflows
- Gruppieren Sie die Cashflows in Betriebs-, Investitions- und Finanzierungsaktivitäten. Diese Kategorisierung verdeutlicht, welche Bereiche die Generierung und den Verbrauch von Zahlungsmitteln vorantreiben, und bietet tiefere Einblicke für die Planung.
3. Berücksichtigen Sie Annahmen und Anpassungen
- Stützen Sie Ihre Prognosen auf realistische Annahmen und berücksichtigen Sie dabei Faktoren wie saisonale Trends, erwartete Verzögerungen und Marktbedingungen.
- Aktualisieren Sie diese Annahmen regelmäßig, um neue Informationen und aufkommende Trends zu berücksichtigen. Vermeiden Sie eine optimistische Voreingenommenheit. Planen Sie das, was wahrscheinlich ist, nicht das, was Sie sich wünschen.
4. Überprüfen, anpassen und verfeinern
- Wenn neue Daten vorliegen, überprüfen Sie Ihre Prognosen.
- Vergleichen Sie regelmäßig die Prognosen mit den tatsächlichen Ergebnissen, um Ihren Ansatz zu verfeinern und wiederkehrende Fehler zu beseitigen.
Best practices für die Liquiditätsplanung
1. Arbeiten Sie abteilungsübergreifend
Die Treasury-Abteilung allein kann den Cashflow nicht genau vorhersagen. Eine zuverlässige Cashflow-Prognose erfordert Beiträge aus dem gesamten Unternehmen. Sie benötigen Daten aus den Bereichen Vertrieb, Beschaffung, Debitoren- und Kreditorenbuchhaltung. Isolierte Beiträge führen zu blinden Flecken in Ihren Prognosen.2. Bleiben Sie flexibel
Bauen Sie Eventualitäten in Ihre Prognose ein. Die Wirtschaft verändert sich, Kunden zahlen spät und unerwartete Ausgaben entstehen – Ihre Prognose muss diesen Realitäten Rechnung tragen.3. Hinterfragen Sie den Status quo
Kopieren Sie nicht einfach das Modell des letzten Quartals. Drängen Sie auf bessere Inputs, präzisere Annahmen und eine klarere Ausrichtung auf strategische Ziele.Wenn die Liquiditätsplanung als Priorität behandelt wird, wird sie zu einem leistungsstarken Instrument für finanzielle Stabilität und Wachstum.
Was sind die Herausforderungen bei der Liquiditätsplanung?
Finanz- und Treasury-Abteilungen stehen im Zusammenhang mit der Liquiditätsplanung vor verschiedenen Herausforderungen. Diese sind wichtig zu verstehen und sollten von den Unternehmen angegangen werden, um eine genaue Liquiditätsplanung effizient zu erstellen.
Die meisten Herausforderungen hängen mit dem hohen manuellen Arbeitsaufwand bei der Liquiditätsprognose und der mangelnden Automatisierung zusammen, die die Unternehmen nutzen sollten. Obwohl Tabellenkalkulationen im Finanz- und Treasury-Bereich als Standard gelten, sind sie keineswegs skalierbar, wenn das Unternehmen wächst. Diese führen unweigerlich zu Fehlern und Unstimmigkeiten, wenn Daten aus vielen Systemen, Tochtergesellschaften und Banken kombinieren müssen. Abhilfe kann ein zentralisiertes und automatisiertes System schaffen, das automatisch die richtigen Daten aus allen Quellsystemen sammelt.
Unternehmen tun sich in der Regel auch schwer damit, eine genaue langfristige Liquiditätsplanung auf Basis von historischen Daten sowie von Szenarien mit externen Einflüssen zu erstellen. Eine der Herausforderung dabei ist historische Trends und Muster zu finden und diese in die Prognosen einzubeziehen. Die Durchführung mehrerer Szenarien mit externen Einflüssen erfordert ebenfalls zusätzlichen Aufwand, ganz zu schweigen von der Arbeit, die mit der Entwicklung von Folgeplänen verbunden ist. Um diese Herausforderungen zu meistern, können Sie sich nach einer Software-Lösung für eine Liquiditätsplanung umsehen, die Sie dabei unterstützt.
Liquiditätsplanungs-Tool
Abhängig von der Komplexität der eingesetzten Technologie und der Größe des Unternehmens lohnt es sich, die verschiedenen auf dem Markt erhältlichen Liquiditätplanungs-Tools in Erwägnung zu ziehen. Diese Tools können dabei helfen, mühsame Routineaufgaben zu automatisieren und gleichzeitig die Genauigkeit der Liquiditätsplanung zu erhöhen und kann automatisch alle für die Prognosen erforderlichen Daten aus verschiedenen Quellsystemen zentralisieren, unabhängig von den unterschiedlichen Datenformaten.
Hier sind 11 Gründe, warum es sich lohnt, in eine Liquiditätslösung zu investieren.