Customer story
Cash visibility
Cash flow forecasting
Guarantee management
Risk management
Treasury reporting
Rieter
Maximale Automatisierung: vom projektbezogenen Geschäft zum Risiko-Reporting
Gründungsjahr
1795
Branche
Textilmaschinenbau
Unternehmen
Rieter ist der weltweit führende Anbieter von Systemen für die Herstellung von Garn aus Stapelfasern in Spinnereien.
Das Unternehmen mit Sitz in Winterthur (Schweiz) entwickelt und fertigt Maschinen, Systeme und Komponenten für die Verarbeitung von Naturfasern und synthetischen Fasern sowie deren Mischungen. Die führende Spinnereitechnologie von Rieter leistet durch minimalen Ressourceneinsatz einen Beitrag zur Nachhaltigkeit in der textilen Wertschöpfungskette.
Rieter besteht seit über 225 Jahren, ist mit 18 Produktionsstandorten in zehn Ländern vertreten und beschäftigt weltweit rund 5 600 Mitarbeitende.
FX-Risikomanagement & IFRS 9 Reporting für Rieter
Automatisiertes FX-Management und IFRS 9: Der Textilmaschinenhersteller Rieter und der Reporting-Spezialist Nomentia haben im Rahmen eines gemeinsamen Entwicklungsprojekts ein Tool geschaffen, das nicht nur die FX-Hedging-Strategie des Unternehmens widerspiegelt, sondern auch Hedging-Vorschläge erstellt. Das Tool übernimmt darüber hinaus auch das Reporting für das Hedge Accounting gemäß IFRS 9.
Finanzielles Risiko-Management zählt für die meisten Treasurer zu den spannendsten Aufgaben. Dennoch: Bevor man sich mit der Frage beschäftigt, welche Hedge Ratio zur Risikobereitschaft eines Unternehmens passt und welche Derivate geeignet sind um diese zu erreichen, gibt es einige Dinge zu beachten: Es gilt, eine Strategie für das Finanzmanagement zu definieren, die Risikobereitschaft des Unternehmens zu kennen und einen klaren Überblick über die Exposures zu haben.
Gerade letzteres stellt viele Treasurer vor eine Herausforderung, da sie in der Regel auf Daten aus verschiedenen Quellen zurückgreifen müssen, die effizient erfasst und auf Basis verschiedener Logiken verarbeitet werden müssen. Rieter hatte diese Herausforderungen bereits weitgehend im Griff. Es war bereits ein Excel-basiertes Tool im Einsatz, mit dem die IFRS 9-Reporting-Anforderungen strukturiert aufbereitet werden konnten. Allerdings war der damit verbundene manuelle Arbeitsaufwand so hoch, dass das IFRS Hedge Accounting nur für wenige Grossprojekte durchgeführt werden konnte.
Dies entsprach nicht den erklärten Zielen des FX-Managements: dem Schutz der EBIT-Marge sowie der Reduzierung der Ergebnisvolatilität. Die Motivation war daher, den Hedging-Prozess und das Hedge Accounting weiter zu automatisieren.
Änderungen im Kerngeschäft & neue FX-Strategie
Zum Hintergrund: Im Jahr 2011 erfolgte die Aufteilung des Rieter-Konzerns in die beiden Divisionen Textile Systems und Automotive, die jeweils als eigenständige börsenkotierte Unternehmen (Rieter und Autoneum) weitergeführt wurden. Aufgrund der neuen Struktur wurde 2015 die bestehende Hedging-Strategie daraufhin überprüft, ob sie noch mit dem aktuellen Geschäftsmodell und den finanziellen Zielen vereinbar ist. Bei dieser Analyse zeigte sich, dass im FX-Management eine Reihe von Veränderungen erforderlich waren.
Obwohl Rieter mit 18 Produktionsstandorten weltweit nur Cashflows in relativ wenigen Währungen hat, bilden die damit verbundenen internen und externen Transaktionen eine komplexe Struktur, die es zu bewältigen galt: Nahezu jede Rieter-Tochtergesellschaft generiert Umsätze mit den jeweils übrigen Tochtergesellschaften des Konzerns, so dass nahezu alle möglichen Währungskombinationen zwischen den verschiedenen Standorten entstehen können.
Eine zusätzliche Herausforderung: Durch die vielfältigen Geschäftstätigkeiten in den einzelnen Divisionen entstehen Fremdwährungsexposures in unterschiedlicher Form. Während Rieter den Grossteil des Umsatzes mit kundenspezifischen Projekten generiert, liegt der Schwerpunkt der Komponentenabteilung nach wie vor auf der Serienfertigung.
Die Absicherung der FX-Exposures im Zusammenhang mit projektbezogenen Geschäften erfolgt bei Rieter zum Zeitpunkt der Vertragsunterzeichnung. Die risikobehafteten FX-Cashflows können aus verschiedenen SAP-Modulen bezogen werden. Die Exposures im Zusammenhang mit dem Komponentengeschäft beruhen jedoch auf Daten aus der währungsdifferenzierten Cashflow-Prognose in Nomentia, die aus verschiedenen ERPs stammen. Die durchschnittliche DSO und DPO sowie der Auftragsüberhang bestimmen den relevanten Risikohorizont.
Rieter implementierte die neue FX-Strategie im November 2015 mit der Entwicklung einer FX-Policy, nach der, vereinfacht formuliert, projektbezogene Cashflows ab einem definierten Volumen und batch-bezogene Cashflows mit einer festgelegten Hedge Ratio für die nächsten drei Monate abgesichert werden. Ab Januar 2016 erfolgte eine Umstellung zur Implementierung der Strategie mit eigenen Ressourcen, d.h. ohne Systemunterstützung. Das Hedge-Accounting nach IFRS 9 erwies sich jedoch als zu zeitintensiv und war, wie eingangs erwähnt, für das kleine Treasury-Team manuell einfach nicht zu bewerkstelligen. Es wurde ein Tool benötigt, welches alle manuellen Schritte übernehmen konnte, von der Risikobewertung über die Effektivitätsberechnung bis hin zum Reporting.
Quantensprung im Hedging-Prozess
Im September wurde entschieden, Nomentia als Treasury-Middleware zur Identifizierung und Messung von Risiken einzusetzen. Die Implementierung erfolgte in drei Phasen: Bis Dezember 2016 führte das Treasury-Team projektbezogene Hedges und IFRS 9-Berichte durch. In der zweiten Phase, die bis April 2017 andauerte, wurde das währungsdifferenzierte Cashflow Forecasting in Nomentia eingerichtet, das zuvor über das bestehende Treasury Management System durchgeführt wurde. In der letzten Phase wurden dann alle beteiligten Systeme integriert und automatisiert.
Im Group Treasury werden nun mindestens einmal monatlich zum Risikomanagement gemäß der Policy die folgenden Schritte durchgeführt:
- Riskikoidentifizierung
- Risikobewertung und -quantifizierung
- Risikoplanung und -minderung
- Risikocontrolling und -kommunikation
Nomentia importiert die relevanten projektbezogenen Daten aus dem ERP-System, bereitet diese automatisch auf und leitet sie – nach Freigabe durch die autorisierten Benutzer anhand festgelegter Schritte – an eine elektronische Trading-Plattform zum Hedging weiter.
Was sich relativ einfach anhört, ist tatsächlich ein wahrer Quantensprung für die Automatisierung des FX-Hedging samt bilanzieller Darstellung. Die Lösung übernimmt nun fast alle Aufgaben, die zuvor manuell erledigt werden mussten. Darüber hinaus lassen sich die IFRS-Anforderungen an das Reporting automatisch und in weitaus größerem Umfang als bisher erfüllen.
Der Prozess im Detail: Die projektbezogenen Daten aus dem ERP-System werden über einen definierten Workflow an Nomentia exportiert. Der autorisierte Nutzer der Tochtergesellschaft bestätigt zunächst die importierten Projekte und Cashflows sowie den Hedge-Typ. Nomentia vergleicht dann die bestätigten projektbezogenen Cashflows mit den bestehenden Derivaten und schlägt auf Basis eines zuvor definierten (und jederzeit revidierbaren) Hedge-Ratios neue Hedge-Geschäfte vor. Die Hedge-Vorschläge – welche auf einer komplexen Logik basieren – berücksichtigen nicht nur die bisher abgesicherten Beträge und das angestrebte Hedge-Ratio, sondern auch die Tatsache, dass es bei projektbezogenen Geschäften zu Terminverschiebungen kommen kann.
Die bilanzielle Darstellung, das heißt der Hedge-Typ, bestimmt sich über von Rieter definierte Mindestbeträge (auch pro Projekt und Cashflow einstellbar). Nomentia kategorisiert Cashflows dementsprechend in:
- „No Hedge“ (Betrag zu gering, keine Absicherung),
- „Standard-Hedge“ (Absicherung, jedoch keine bilanzielle Hedge-Accounting-Darstellung, weil zu niedrige Auswirkung in der GuV),
- oder „IFRS-9-Hedge“ (Absicherung von großen Cashflows ab einem bestimmten Schwellenwert).
Die festgelegten Hedge-Ratios und Mindestbeträge lassen sich direkt im System ändern, wenn sich die Risikostrategie ändern sollte.
Nach Freigabe durch einen zweiten Nutzer der jeweiligen Tochtergesellschaft sowie der zentralen Freigabe durch das Group-Treasury leitet Nomentia die in den Hedge-Vorschlägen generierten Derivate an die elektronische Trading-Plattform weiter. In diesem Schritt wird bereits vollautomatisiert eine eindeutige Zuordnung der durchgeführten Transaktionen zum Grundgeschäft hergestellt, die im gesamten systemübergreifenden Sicherungskreislauf erhalten bleibt und der Schlüssel zum automatisierten IFRS-Reporting in Nomentia ist.
IFRS-9-Reporting auf Knopfdruck
Durch die eindeutige Zuordnung von Sicherungsgeschäften zu den Grundgeschäften benötigt Rieter für einen Quartals- oder Jahresabschluss jetzt nicht mehr Zeit als für einen Monatsabschluss. Der Bericht weist alles aus, wofür sich Buchhalter, Treasurer und Wirtschaftsprüfer interessieren: Sämtliche relevanten Buchungssätze für das Accounting, die Hedge-Ratios zu den einzelnen Projekten, die Effektivität der IFRS-9-Hedges und die Hedge-Dokumentation. Nomentia ermittelt eindeutig, welche Anteile der Marktwertänderung der Sicherungstransaktionen in das Eigenkapital oder direkt in die GuV gebucht werden. Zu Kontrollzwecken enthält der Bericht die Details zur gesamten Historie eines Cashflows samt zugehörigen Absicherungen und stellt so sicher, dass auch der Wirtschaftsprüfer den vollen Durchblick hat.
Fazit
Dieser hohe Grad an Automatisierung im FX-Management erlaubt es Rieter, neben den großen Projekten mittlerweile auch solche mit weit geringerem Exposure abzusichern, da sich der Zeitaufwand rund um den Absicherungsvorgang auf ein Minimum reduziert hat. Das Resultat: ein deutlich reduziertes Gesamtrisiko aus Währungsschwankungen. Auch die nächste Maßnahme steht schon fest. So will Rieter die Exposures aus dem Komponenten-Massengeschäft mit Seriencharakter auf Basis der Liquiditätsplanungsdaten automatisch absichern. In diesem Zusammenhang hat Rieter mit Nomentia zusammen eine Applikation geschaffen, mit der interne Devisengeschäfte standardisiert an das Treasury übermittelt werden können, um diese anschließend automatisch an die elektronische Handelsplattform senden und handeln zu können.
Ein besseres Treasury-Management beginnt mit Nomentia
Wir zeigen Ihnen, wie wir Ihr Treasury-Team unterstützen können.